Warum Sattelanalyse?
Weil unpassende Sättel die häufigsten Ursachen sind für die Rückenprobleme bei unseren Pferden.
Ein Sattel beeinflusst in empfindlichem Maße die Rückengesundheit und die gesamte Biomechanik eines Pferdes.
Allerdings zeigen es die Pferde in der Regel nicht gleich sehr deutlich, wenn ihnen ein Sattel Schmerzen bereitet, sondern sie sind grundsätzlich darauf aus, mit dem Reiter zu kooperieren und arbeiten lange mit, solange es irgendwie zu ertragen ist. Sie behelfen sich damit, dass sie eine Kompensationshaltung einnehmen, die zu Blockaden und schmerzhaften Muskelverspannungen führt.
Zunächst wird es nur darin deutlich, das ein Pferd die Lektionen nicht mehr gut absolviert, Taktfehler zeigt oder nur „widerwillig“ vorwärts geht. Aber auch urplötzlich panisches Losbuckeln/ Wegrennen, häufiges Verweigern vor dem Sprung können infolge eines schmerzenden Sattels vorkommen.
Alle Punkte einer detaillierten Sattelanalyse zu beschreiben, würde hier deutlich den Rahmen sprengen. Es gibt einfach zu viele Individualitäten, auf die es einzugehen gilt, so dass eine Sattelüberprüfung anhand einer allgemeinen Liste von notwendigen Kriterien nicht so pauschal umzusetzen ist.
Das Wichtigste ist aber, dass ein Sattel bestimmte Funktionen zu erfüllen hat.
Er soll eine störungsfreie Kommunikation zwischen Reiter und Pferd ermöglichen, bei der die Hilfen des Reiters korrekt an das Pferd weitergegeben werden. Der Reiter muss durch den Sattel in eine physiologisch aufrechte Beckenhaltung gesetzt werden und nicht ins Holhlkreuz oder gar in einen Stuhlsitz mit Rundrücken. Aber leider trifft man in der Realität häufig genau auf das Gegenteil mit entsprechend gesundheitlichen Folgen bei den Reitern und ihren Pferden.
„The preservation of health is easier than the cure for disease.“
(B. J. Palmer)
Die wichtigsten Bestandteile des Sattels und ihre Funktion
Das Herzstück des Sattels ist der Sattelbaum. Er stabilisiert den Reiter in der Bewegung auf dem Pferd. OHNE Sattelbaum ist es auch KEIN Sattel!!!
Sattelbäume gibt es in unterschiedlichen Varianten: Holzlederbäume, Holzstahlfederbäume, Sattelbäume aus Kunststoff in unterschiedlichen Härtegraden mit und ohne Kopfeisen und auch flexible Sattelbäume.
Es gibt durchaus eine deutliche Gewichtung der Vor- und Nachteile bei den unterschiedlichen Varianten.
Die Wölbung des Sattelbaums sollte zur Rückenlinie des Pferdes passen, um ein Kippeln oder eine Brückenbildung zu vermeiden. Ein Sattel, dessen Sattelbaum eine stärkere oder schwächere Wölbung hat als der Pferderücken, ist auch nicht durch Änderung/ Aufpolsterung der Kissen oder durch Veränderungen am Kopfeisens in der Passgenauigkeit zu verbessern.
Denn der Sattelbaum ist härter als das Polstermaterial und wird sich immer durch dieses hindurch drücken mit schmerzhaften Druckspitzen in der Muskulatur des Pferdes.
Der Sattelbaum bestimmt den Sitzpunkt des Reiters, der möglichst nah am Schwerpunkt des Pferdes sein sollte. Auch das Sitzgefühl, die korrekte Hilfengebung und die Bewegungsfreiheit des Reiters werden durch die Form und die Bauart des Sattelbaums entscheidend beeinflusst.
Der Reiter muss mit der Bewegung des Pferdes mitschwingen können und darf nicht den Schwung ausbremsen, der aus der Hinterhand kommt. Dies wird maßgeblich durch die Sitzgröße und den Schwung des Sattelbaums limitiert.
Die Sitzgröße eines Sattels richtet sich nach dem Reiter und nach der Länge des Pferderückens. Die Auflagefläche reicht max. bis zum 18. Brustwirbel.
Ist die Sitzfläche zu groß, fühlt sich der Reiter oft unsicher. Ist sie zu klein, sitzt der Reiter zu weit auf dem Hinterzwiesel und das Gesäß des Reiters drückt diesen in die hier sehr druckempfindliche Rückenmuskulatur des Pferdes. Außerdem wird der Reiter selbst dadurch in ein Hohlkreuz gedrückt. Er kippt nach vorne, „sitzt auf dem Oberschenkel“ und bringt dadurch zuviel Gewicht auf die Vorhand.
Das Kopfeisens ist im Vorderzwiesel am Sattelbaum angebracht und limitiert die Kammerweite des Sattels und die Schulterfreiheit des Pferdes. Die Schulterfreiheit ist besonders bei Dressur- und Springpferden wichtig, da das Schulterblatt sehr weit nach hinten rotiert, wenn die Pferde die Vordergliedmaße hoch aus der Schulter heraus bewegen. Aber auch jedes andere Pferd darf auf keinen Fall in der Schulterfreiheit eingeschränkt sein, da dies über kurz oder lang zu Lahmheiten führt. Dies sind nur ein paar Kernpunkte, um darzustellen, warum ein Sattel den Bewegungsablauf eines Pferdes so empfindlich beeinflussen kann.
Zögern Sie also nicht, für eine Sattelanpassung oder für eine Sattelanalyse eine zertifizierte Fachkraft zu Rate zu ziehen.
Die „Reparatur“ der Folgeerscheinungen eines unpassenden Sattels ist sehr viel teurer und langwieriger als die Investition in eine gute Beratung und eine regelmäßige „Inspektion“ einmal im Jahr. Denn Ihr bester Freund und Sportpartner, der Ihnen jeden Tag aufs Neue Freude bringt, ist doch nicht weniger wert als Ihr Auto oder Ihre Zähne, oder?!